21. September 2023

Zurück zu den Kanarischen Inseln, zurück nach Europa,

Wir wollten zurück nach Europa, zu den Kanaren zunächst. Das bedeutet wir wollten gegen den vorherrschenden Wind, den Nordostpassat, fahren. Es gibt nicht so sehr viele Segelboote, die das machen wollen, zum einen, weil die meisten in die Karibik wollen, zum anderen, weil es ungemütlich werden kann. Wir brauchten also ein passendes Wetterfenster, das heißt eine Periode, in der der besagte Nordostpassat nicht so kräftig weht.

Nun waren wir nach unseren letzten Erlebnissen auf dem Ozean ein wenig ängstlich. Außerdem suchten wir noch einen Mitsegler, einen erfahren Seemann. Der fand sich glücklicherweise. Eberhardt sagte uns zu, konnte aber erst Ende Januar zu uns stoßen. 

Die Zeit verbrachten wir zum Teil mit der Crew der VAGABOND und lernten zum Beispiel „Schnapseln“, ein Kartenspiel, und schwammen auch ein Mal mit Schildkröten am Strand von Sao Pedro. 

Am Donnerstag, dem 27. Januar war Eberhardt dann da und wir waren auf unser Unternehmen vorbereitet. Was fehlte waren günstige Wetterbedingungen. Täglich schauten wir zwei Mal nach der Windvorhersage. Wir brauchten zehn Tage gute Bedingungen, wenn es nicht sehr ungemütlich werden sollte, so ungenau die Vorhersage über drei Tage hinaus auch sein mag. Es sah zunächst nicht so aus. Am Freitag brach die VAGABOND dann nach Norden auf, obwohl am darauffolgenden Wochenende schweres Wetter um die Kanaren vorausgesagt wurde. Ein möglicherweise informierter Mensch wollte sogar wissen, dass es den ersten Hurrican des Jahres nördlich der Kanaren geben könnte. Wir waren schon ein bisschen verzweifelt und überlegten mit Eberhardt, alternativ doch in die Karibik zu segeln. Aber eigentlich war das nur ein Hirngespinst. Wir blieben weiter dran und am Sonntag war der Hurrican nur noch Starkwind bei den Kanaren und die Windvorhersage war einigermaßen günstig für unseren Plan, nordwärts zu fahren.

Abfahrbereit

Am Montag, dem 31. Januar waren wir gegen Mittag abfahrtbereit. Wir verabschiedeten uns von den deutschen Seglern und legten um 13.00 Uhr ab.

Der Wind blies mit 15 bis 20 Knoten von vorn und wir motorten zunächst bis wir die Nordostecke von Santo Antao erreichten. Dann konnten wir einen Kurs hoch am Wind, etwa Richtung Nord, anlegen. Der Seegang war mäßig und es war zwar ungemütlich aber nicht so schlimm. In der Nacht achteten wir natürlich auf jedes Geräusch und waren unruhig aber „Segeltherapeut“ Eberhardt gab uns Sicherheit nach dem Moto „Das muss so sein“. Und er hatte ja recht. Wir gewöhnten uns an die leicht unkomfortablen Bedingungen.

Über Iridiumgo! holte ich jeden Tag die neueste Windvorhersage. Für die nächsten Tage war ein kräftiges Windfeld auf der direkten Linie von den Kanaren zu den Kapverden angesagt und wir wollten uns westlich, im schwächeren Wind, halten. Hoch am Wind und gegen die abnehmende Welle fuhren wir die nächsten vier Tage. Es kam dann der Punkt, an dem wir uns gen Osten wenden mussten, um nicht an den Kanaren vorbei zu fahren. Wir fuhren weitere drei Tage am Wind, nun auf dem Steuerbordbug, und erreichten eine Zone schwachen Winds, die wir nutzten um unter Motor nach Las Palmas de Gran Canaria zu fahren. Immer mal konnten wir segeln aber so konstante Bedingungen wie zuvor hatten wir nicht mehr. Wir erreichten den Hafen nach knapp zehn Tagen, am Morgen des 10. Februar, und legten leicht erschöpft und glücklich an der Rezeptionspier der Marina Las Palmas an. Wir hatten 1136 Seemeilen zurückgelegt, das sind etwa 2200 Kilometer.

Wir hatten einen schönen Törn. Klar ist die Amwindsegelei etwas ungemütlich aber unsere Wettertaktik war aufgegangen. Wir hatten keinen schlimmen Wind und relativ wenig Welle und konnten den größten Teil der Strecke segeln. Die Aufteilung der Wachen auf drei Personen war für uns ideal. Jeder hatte eine Tagwache von vier Stunden, die Nachtwachen waren drei Stunden lang. Damit hatte jeweils einer zwei Nachtwachen, die am frühen Abend und die am frühen Morgen. Das verschob sich aber jeden Tag so dass jeder mal in den Genuss kam.

TAIYO hat sich gut gehalten. Tagelange Amwindkurse hat sie gut gemeistert, unter Vollzeug und auch stark gerefft. Wind bis 25 Knoten und 2m Welle steckte sie gut weg. Wir haben neues Vertrauen in unser Schiff gefasst und werden weiter segeln.